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Selektions-Vorteile und -Nachteile

Der Begriff Selektions-Vorteil bezieht sich strenggenommen immer auf ein Individuum, das aufgrund eines speziellen phänotypischen Merkmals eine höhere reproduktive Fitness hat als andere Individuen der Population. Die Allele, die für dieses vorteilhafte Merkmal verantwortlich sind, werden daher verstärkt an die Nachkommen weitergegeben.

Ein Selektions-Nachteil ist im Prinzip das Gegenteil. Ein Individuum hat aufgrund bestimmter phänotypischer Eigenschaften eine geringere reproduktive Fitness als die anderen Individuen der Population, hat daher weniger oder gar keine Nachkommen, so dass die verantwortlichen Allele nicht mehr oder nur noch in geringem Maße an die Nachkommen weitergegeben werden.

Oft werden diese beiden Begriffe aber auch auf ganze Populationen oder sogar Arten angewandt. Eine Pflanzenart hat beispielsweise gegenüber einer anderen Pflanzenart einen Selektionsvorteil, wenn sie bei geringen Lichtintensitäten (zum Beispiel im Schatten) eine höhere Photosynthese-Leistung zeigt als die andere Art.

Bekanntestes Schulbuch-Beispiel

Birkenspanner sind Schmetterlinge, die sich an die weiße Farbe der Birkenrinde angepasst hatten, indem sie weiße Flügel hatten. Im Laufe der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden die Birkenrinden durch den freigesetzten Ruß immer dunkler. Die Tiere, die durch eine zufällige Mutation etwas dunklere Flügel bekamen, hatten dadurch einen Selektionsvorteil, weil sie auf den dunkleren Birkenrinden von den Fressfeinden nicht so gut gesehen werden konnten wie die Tiere, die noch weiße Flügel hatten. Diese nicht-mutierten Tiere hatten dann einen Selektions-Nachteil.

Noch ein klassisches Beispiel

Erwachsene Säugetiere trinken keine Muttermilch mehr. Das gilt eigentlich auch für den Menschen, erwachsene Menschen vertragen auch keine Tiermilch, da die Produktion des Enzyms Lactase bei Erwachsenen eingestellt wird. Sie bekommen durch den Verzehr von Milch Bauchkrämpfe, Blähungen und andere unangenehme Probleme. Durch eine zufällige Mutation wurde bei einigen Menschen die Lactase-Produktion jedoch nicht eingestellt, als sie erwachsen waren. Diese Menschen hatten einen Selektionsvorteil, weil sie Kuhmilch oder die Milch anderer Tiere ohne Probleme trinken konnten, während ihre Mitmenschen im Winter hungern mussten. Die Menschen, die heute diese Mutation nicht besitzen, werden als lactoseintolerant bezeichnet.

Abituraufgaben

In den folgenden Abituraufgaben kommt dieses Thema vor:

Parasitische Blütenpflanzen (2024 LK HT 3)

In der dritten Teilaufgabe soll eine Abbildung analysiert werden, die zeigt, wie die Gene für Wachstum und Entwicklung, Fotosynthese und Stressreaktionen und Abwehr bei drei Pflanzenarten verteilt sind, von denen zwei parasitisch leben. Aus dieser Abbildung sollten die Kandidaten die Selektionsvorteile und -nachteile der jeweiligen Arten entnehmen.

Evolution der Ariamnes-Spinnen (2023, GK HT 1)

In der zweiten Teilaufgabe sollen die Selektionsvorteile von drei Spinnen-Arten ermittelt werden.

Weinbergschnecken im Winter (2023, GK HT 3)

In der ersten Teilaufgabe sollen die Selektionsvorteile abgeleitet werden, die sich für die Weinbergschnecke durch ihre spezielle Lebensweise ergeben.